Überführung der S/Y Sans Souci

Die Überführung mit dem A-Team

Am 8. Oktober 2016 traf sich das A-Team, bestehend aus Mareike, Sebastian, Guido, Lukas, Saskia und meiner Person in Wuppertal, um mit dem Mietauto nach Rostock-Warnemünde zu fahren. Die Fahrt war tatsächlich kurzweilig, da wir den Großteil der Vorbesprechung während der Fahrt durchführen konnten. Die Tagesziele wurden „gesteckt“, auch weil wir Mareike spätestens am Freitag in Stavoren absetzen sollten. Warum A-Team?  Weil die Zusammenstellung der Crew perfekt abgestimmt war. Mareike als Co-Skipper, Guido als Wachführer/Navigator/Schiffsmechaniker und allesamt hervorragende Rudergänger, die auch bei ziemlich widrigen Bedingungen (später mehr), gut voran kamen.

Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert

Auch dieser Spruch stammt von der TV-Serie. Wurde mehrfach benutzt, da die Törns so absolviert wurden, wie gewünscht. Na ja, fast immer.

8.10.2016 – Marina Hohe Düne (Warnemünde) / Laboe

Wir teilten uns auf, es wurde eingekauft und der neue Autopilot, AIS und Plotter wurden u.a. abgenommen. Mein A-Team hat sich im Vorfeld bereit erklärt mit einer Nachtfahrt anzufangen. Leider hatten wir nur Halbmond und der Himmel war bedeckt. Also wurde viel mit AIS und Radar gearbeitet. Ergänzend wurden die verschiedene Spotlights immer wieder benutzt, insbesondere beim Passieren des Ankergebiets und der Fehmarnsundsbrücke, da zuvor der Wasserstand ca. 1m höher ausgefallen war. Die Durchfahrt war knapp, aber passte! Sonst hätten wir umdrehen und die Insel Fehmarn umfahren müssen.

Mit dem vorherrschenden Ostwind kamen wir zügig auf Raumwind voran und erreichten Laboe ca. 10:00 am 9. Oktober. Nun war duschen und leckeres Essen angesagt, denn am nächsten Morgen wollten wir noch vor Sonnenaufgang in Richtung NOK-Schleuse.

10.10.2016 – Laboe / Brunsbüttel

Geplant war die Durchfahrt bis nach Cuxhaven, aber unser Motor (Volvo-Penta D2/55) hatte andere Pläne. Bereits in der Schleuse Holtenau kam kein Wasser mehr aus dem Auspuff. Vor der Schleuse hatten wir  ein kleines Gebiet mit Seegrass durchfahren. Also legten wir an einem unbenutzten Fährensteg hinter der Schleuse direkt an. Zuerst wurde der Impeller gewechselt, war tatsächlich schon ziemlich abgenutzt. Alle Tests waren erfolgreich und wir setzten die Fahrt fort. Nach einer entspannten Fahrt durch das NOK mussten wir an der Schleuse in Brunsbüttel ca. 40min warten.

Plötzlich meldete sich unser Volvo-Penta und weigerte sich wieder, Wasser aufzunehmen. Es dampfte, sogar der Schlauch vom Filter zum Impeller platzte. Dampf-Sauna im Niedergang! Also – trotz Einfahrtsgenehmigung für die Schleuse – kehrten wir um und steuerten die m.E. „Notmarina“ von Brunsbüttel an. Dort haben dann wieder die Ingenieure Guido und Sebi, durch tel. Konferenz mit dem Motorspezialisten fast 5 Stunden gereinigt, Leitungen repariert und insb. den Wärmetauscher gereinigt. Da waren kleine Impellerteile (und Algen) drin!!!!

Also entgegen der ursprünglichen Planung blieben wir in Brunsbüttel und lernten dabei die Crew von der Dänischen Marine kennen (siehe Foto und Flaggenparade). Die Marine der Dänen befand sich auf dem Weg in die Karibik, um die 100-jährige Unabhängigkeit einer ehem. Dänischen Insel zu feiern.

Ein netter Abend war es dennoch, da das einzige Lokal dort doch noch die Küche für uns offengehalten hat.

11.10.2016 – Brunsbüttel / Vlieland

Mit HW legten wir ab, tankten und wurden von der Dän. Marine „verfolgt“. Gemeinsam schleusten wir und setzten in der Elbe endlich wieder die Segel. Als Alternativen hatte ich mir Norderney und Borkum ausgesucht. Die Variante über Helgoland war nicht notwendig, da wir laut Vorhersage Wind aus Ost mit 4-5, in Böen 6 haben sollten. Die Richtung stimmte, aber die Stärke nicht. Wir hatten konstant über 30kt Wind, in Böen bis 39kt. Also eine gute 8Bft. Die Wellen sollten nicht über 2m gehen, die Fotos beweisen aber, dass wir teilweise bis zu 4m Wellen hatten.

Der Bullenstander wurde auf Backbordbug gesetzt. Natürlich war die Crew immer eingepickt. Würde ich es wieder so machen? Ja. Aber dann zusätzlich ein Bullenstander an Steuerbordbug. Konnten wir nachträglich aber nicht setzen, da der Bereich des Vorschiffes nur im Notfall betreten werden durfte. Mit der Regel fühlte ich mich wohler. Alternativ: im Vorfeld bei raumen Wind ganz ohne Großsegel.

Erfreulich war, dass die gesamte Crew voll und ganz bei „der Sache“ war, entsprechende Wacheinteilung konnte also für die 29 Stunden eingehalten werden. Ich konnte sogar 3 Stunden ruhen, gar schlafen.

 

13.10.2016 Vlieland / Harlingen

Gut, der ursprüngliche Plan war mit +/- 1 h HW von Vlieland direkt nach Stavoren zu segeln. Dafür hätten wir dann kurz nach 04:00 ablegen müssen, um noch ausreichend Wasser unter dem Kiel für „Boontjes“ zwischen Harlingen und Kornwerdersand zu haben. Das wollte ich uns nicht antun. Also sind wir Mittags bei NW raus, ab in die Strömung und nur bis Harlingen. Zuerst ging es natürlich gegen den Strom, aber ab „Blauer Schlenk“ hatten wir dann den Strom mit und fuhren bei nur 1500 r.p.m. bis 8,5kt FÜG.

In Harlingen angekommen fanden wir leider kein Schwimmsteg mehr vor, mussten also an die Kaimauer anlegen. Es blieb also nichts anderes übrig, als eine Tidenwache einzuteilen. Die Wache um 03:00 übernahm Sebi und ich war dann mal um 05:30 dran.

 

14.10.2016 Harlingen / Stavoren

Boontjes hat laut Karte am Anfang eine Tiefe von 1,5m. Die  Sans Souci hat 1,85m Tiefgang.Deswegen wurde zu HW abgelegt und wir fuhren unter Motor bis zur Schleuse Kornwerdersand. Danach segelten wir bei ca. 4 Bft aus Süd kreuzend runter nach Stavoren.

15.10.2016 Stavoren / Lelystad

Laut Vorhersage hätten wir ideale Bedingungen für den letzten Schlag haben müssen: Wind aus Ost, später auf Süd drehend, 3-4. Dumm nur, dass „später“ quasi sofort war. Somit mussten wir mehrfach durch das IJsselmeer Fahrwasser kreuzen. Die Sicht nahm ab, es wurde diesig bis neblig. Gut, dass Radar und AIS funktionierten. Nach der Schleuse in Enkhuisen verbesserte sich die Sicht und mit dem vorherschenden Südwind musste nur einmal gewendet werden, um die Einfahrt Lelystad zu treffen. Ankunft in der neuen Box für Sans Souci ca. 16:30.

Es war mir eine Freude, diese neue Box rückwärts anzusteuern.

Natürlich wollten wir die Sans Souci noch aufklaren, aber unser Transport nach Deutschland wartete schon auf uns. Also wurde gepackt, die Yacht  mit Frischwasser abgespritzt und abgeschlossen.

Hier nun einige Zahlen:

  •  391 sm
  • Schnitt 55.86sm/Tag
  • 68:37 Stunden Fahrt (Motor und Segel) – ≈  5,7kn
  • 2 x Nachtfahrt
  • 3 x > 10Stunden
  • 29 Stunden für die Strecke Brunsbüttel-Vlieland (170,4sm / 5,87 kn)
  • Höchstgeschwindigkeit ü Grund 10,5kn (Saskia)

Lieber Ralf, hier nochmals ein Dankeschön von der gesamten Crew, dass Du uns mit Deinem VW Bus nach Hause gebracht hast. Du bist ein wahrer Freund! Wir gratulieren Dir nochmals zum Kauf Deines Schiffes, viel Spaß damit.

Liebes A-Team, es war mir ein Vergnügen diese lange Woche mit Euch zu segeln. Jederzeit wieder! Ich würde mit Euch sogar eine Atlantik-Überquerung machen. Kleiner Scherz, ist ja nichts für mich. Als Pilot habe ich den Atlantik gefühlt 1000 Mal überquert, aber mit 460kt Geschwindigkeit. Das reicht mir, ganz ehrlich.

Eurer Skipper Pete

 

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Kommentare

Ralf
25. Oktober 2016
Moin Moin Peter, Was für eine interessante Überführung!! Wenn es die Zeit erlaubt hätte, wäre ich gerne dabei gewesen um noch mehr Erfahrung zu sammeln! Dann hätte ich aber auch mein Schiff nicht gefunden! 😉 Ralf